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Fahrradwoche in Ostfriesland, Juli 2017

1. Fahrradwoche in Ostfriesland

Der Norden von Deutschland ist bekannt für seine Treffen: Grünkohl und Pinkel, Bosseln und Bier. Das alles sind Super-Treffen des Carthago-Kreises, die gut besucht werden und Freude machen.

Aber es geht auch anders, wesentlich gesünder, und nicht weniger attraktiv. 20 Einheiten konnten teilnehmen, weit über 30 Anmeldungen lagen vor – für die Fahrradwoche in Detern.

Veranstalter des Treffens waren Marlies und Edgar Behrends, für die Führung der Radtouren konnten sie ihre Freunde Thole und Marita Folkerts vom ORMC als Guide gewinnen.

Das Treffen begann am Montag, den 17.07.2017 um 18.00 Uhr mit einer Begrüßung von Edgar im landesüblichen Plattdütsch, die von Marlies übersetzt werden musste, damit die angereisten Gäste den Worten nicht nur lauschen, sondern den Inhalt auch verstehen konnten.

Anschließend sprach Herr Klaus Bleeker von der Tourismus-Abteilung Grußworte in Hochdeutsch. In seiner Rede brachte er seine Verwunderung zum Ausdruck, dass ein Club, der sich Carthago- Kreis nennt, keine eigene Begrüßungsfloskel hat. Kaum war dies angesprochen, schon wurde von CK-Mitglied Ekke Eicke der Vorschlag gemacht, künftig das „Hannibal ante Portas“ als Begrüßungsform einzuführen. Dies wurde dann bei diesem Treffen auch mehrfach angewandt.

Am Dienstag dann begann unser Gesundheitsprogramm mit einer Radtour, die nicht ganz die Länge einer Etappe der Tour de France hatte, aber sich mit der Anzahl der Sehenswürdigkeiten durchaus sehen lassen konnte. Unser Tourführer Thole Folkerts machte uns auf die Problematik einer Fahrradtour mit 36 Teilnehmern aufmerksam. Gleichzeitig beruhigte er uns aber insofern, als zu den Teilnehmern der Tour Ärzte der verschiedenen Fachrichtungen, u.a. Urologen und Gynäkologinnen gehören würden.

Den ersten Tourstopp gab es an einer der typischen nordfriesischen Kirchen, die sich durch einen vom sonstigen Kirchengebäude getrennt angeordneten Kirchturm auszeichnen. Diese Kirche hatte auf dem Hauptgebäude einen Schwan. Dies ist das Zeichen für die evangelisch lutherische Kirche in Ostfriesland und ist dadurch zu erklären, dass Hus im Jahre 1415 hingerichtet wurde und kurz vor seinem Tod sage: Ihr tötet eine Gans, aber auferstehen wird ein Schwan.

Der nächste Stopp an der Grenze Ostfriesland – Oldenburg machte uns mit dem ehemaligen Schmugglerpfad bekannt, der aber heute nicht mehr sehr stark frequentiert wird.

Dann besuchten wir den ehemaligen Bauernhof von Heino Hobbiebrunken, der seit ca. 40 Jahren Spielzeug-Traktoren sammelt. Diese Sammlung wird ergänzt durch Fotos, die das Landleben in früherer Zeit darstellen.

Im Landhof Tausendschön waren die Tische für uns bereits gedeckt. Nach dem Verzehr des ausgezeichneten Kuchens konnten wir uns auf 6000 qm Gartenräume unterschiedlicher Stile erholen von den Anstrengungen des Radfahrens.

Anschließend ging es zur Bäckerrei Ripkens, in der uns die Geheimnisse des Brot- und Brötchenbackems erklärt und vorgeführt wurden. Es kommen hier nur Zutaten aus der näheren Umgebung zur Anwendung.

Am Mittwoch stand eine Busstour nach Papenburg zur Meyer Werft auf dem Programm. Bei dieser Bus-Tour überfuhren wir die Grenze zwischen Ostfriesland und dem Emsland. Dies war für unseren Guide ein Anlass, auf die Schönheit von Leer, der Hauptstadt des Landes, dass wir jetzt verließen, aufmerksam zu machen. Leer ist übrigens die älteste Stadt der Welt. In der Bibel wird in 1.Mose  mit der Aussage: „Und die Erde war wüst und Leer“, auf diese Stadt hingewiesen.

Die Meyer-Werft wurde im Jahr 1795 gegründet und befindet sich in der siebten Generation im Familienbesitz. In Papenburg, in Rostock und in Turku werden in enger Zusammenarbeit Kreuzfahrtschiffe, Fähren und Flusskreuzfahrtschiffe gebaut. Thole Folkerts wies kurz darauf hin, dass die Meyer-Werft eigentlich Jansen-Werft heißen müsste, da vor langer Zeit ein Herr Jansen, der spätere Mann einer Meyer-Tochter, nur dann das Werk übernehmen konnte, nachdem er seinen Namen in Meyer geändert hatte.

Am Donnerstag ging es wieder aufs Fahrrad. Und obwohl es beim Start heftig regnete, war die Gruppe der teilnehmenden Radler annähernd vollständig. Unter wie gewohnt fachkundiger Führung fuhren wir die Burg Stickhausen, verschiedene Schöpf- und Sielwerke an und konnten einen Aussichtsturm am Deich besteigen und die Aussicht genießen.

Das Wetter besserte sich auch und wir konnten uns an einem „zufällig an unserer Strecke stehenden Verpflegungswagen“ mit leckerer Erbsensuppe und einem Original ostfriesischem Würstchen stärken. 

Seit über 450 Jahren überquert die handgezogene Fähre die Jümme in Wiltshausen. Schon im Jahre 1562 wurde die Pünte schriftlich erwähnt, und ihre Bauform ist die gleiche geblieben wie damals. Diese Fähre mussten wir natürlich auch benutzen. Durch geschickte Anordnung der fast 40 Fahrräder gelang es uns, gemeinsam das andere Ufer zu erreichen.

In Deutschland ist alles geregelt, auch im Straßenverkehr: Die Beschilderung, die Farbe der Hinweisschilder, die Länge der Abbiegepfeile. Nur in Ostfriesland ist es mal wieder anders: Dort gibt es eine Brücke, die es nicht geben dürfte – in Amdorf, einem Ortsteil von Detern. Diese Brücke über die Leda hat eine Breite von 1,85 m und zwingt somit häufig Autofahrer, die Spiegel einzuklappen. Dieses Problem hatten wir mit unseren Rädern beim Befahren der Brücke nicht.

Wie uns Thole berichtet, lernen alle Fahrschüler Ostfrieslands an den Auffahrten dieser Brücke das Anfahren am Berg in Ermangelung sonstiger Berge.

Als letzten sehenswerten Punkt unserer Tour an diesem Tag machten wir eine Pause an der Amdorfer Kirche mit ihrem 1870 errichteten und inzwischen sehr schief stehenden Kirchturm. Dass dieser Turm wesentlich schiefer steht als der schiefe Turm von Pisa ist sicherlich kein Spruch von Thole.

Mit einem gemütlichen Beisammensein in unserem Stellplatzraum und einem Lichtbild-Vortrag eines Gemeindemitarbeiters über Detern, begleitet von einem Kinnertörn und einem kleinen Imbiss ging unsere Fahrradwoche langsam zu Ende.

Wir konnten abschließend unseren Dank an Edgar und Marlies Behrends und an Thole und Marita Folkerts in würdiger Form zum Ausdruck bringen und dabei den Wunsch aller Mitglieder vortragen, dass eine Wiederholung einer solchen Woche nicht nur angebracht, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen unbedingt erforderlich ist.

Dieter Heinze

Unser Programm

Montag, 17.07.2017

Anreise ab 12:00 Uhr.
Abends treffen wir uns im Gästehaus zum Matjesimbiss und einem kleinen Schluck Kinnertön.

Dienstag, 18.07.2017

Ab 08:00 Uhr gibt es Frühstücksbrötchen. Pro Person 2 Brötchen.

Um 11:00 Uhr fahren wir mit dem Rad nach Apen zum Landhof Tausendschön (der Name ist Programm) zu Kaffee/Tee und Kuchen. Dann geht es weiter nach Augustfehn zur Holzofenbäckerei Ripken. Dort bekommen wir eine „Führung“ und werden anschließend selber backen. Nach dem Backen gibt es Abendbrot und wir können die verschiedenen Brotsorte probieren. Das Selbstgebackene dürfen wir selbstverständlich mitnehmen. Ende ca. 19.00 Uhr. Danach geht es ab zum Stellplatz. Gesamtstrecke ca. 40 km.

Mittwoch, 19.07.2017

Ab 08:00 Uhr gibt es Frühstücksbrötchen. Pro Person 2 Brötchen.

Wir müssen uns erholen vom Vortag und fahren deshalb um 10 Uhr mit dem Bus nach Papenburg und werden dort die Meyer Werft besichtigen. Gesamtstrecke ca. 100 km.

Am Abend gibt es Bratwurst (Neumänner) mit Kartoffelsalat.

Donnerstag, 20.07.2017

Ab 08:00 Uhr gibt es Frühstücksbrötchen. Pro Person 2 Brötchen.

Heute müssen wir wieder aufs Rad. Start ist um 10 Uhr, Rückkehr so um 17.30 Uhr.

Überraschung um die Mittagszeit unterwegs.

Wir wollen über die schmalste Autobrücke Europas fahren (mit dem Mobil nicht möglich) und es heißt „Fährmann hol över“. Wir lassen uns mit der handgezogenen Fähre (im Volksmund Pünte genannt) über Leda/Jümme übersetzen. Es handelt sich um ein Denkmal auf dem Wasser. Urkundlich bereits 1562 erwähnt. Gesamtstrecke ca. 40 km.

Abends gemütliches Beisammensein.

Freitag, 21.07.2017

Ab 08:00 Uhr gibt es Frühstücksbrötchen. Pro Person 2 Brötchen.

Leider ist schon alles wieder vorbei, und wir müssen Abschied nehmen.

Frühere Anreise oder längerer Verbleib auf dem Stellplatz ist möglich und muss separat bezahlt werden.