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Herbstliche Trüffeltour ins Piemont

Herbstliche Trüffeltour ins Piemont

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

So beginnt der „Herbsttag“ bei Rainer Maria Rilke. Wir wollen uns den Sommer verlängern und starten mit unserem Reisemobil Richtung Süden. Unsere Ziele sind der Lago Maggiore und das wunderschöne Piemont. Wir werden den Charme und die Magie des hügeligen Gebietes mit seinen Weinbergen entdecken. Seinen dichten Wäldern auf den Anhöhen und voller Dörfer, die sich an den sanften Hügeln aneinander reihen, wie Perlen einer Kette.

Eine Gourmetreise der Superlative

Kommen Sie mit!
Wir lassen den Bodensee rechts liegen und fahren durchs Heidi Land zu unserem ersten Stellplatz in Cannobio am Lago Maggiore. Der Stellplatz liegt nahe der schönen Altstadt, die wir am Abend direkt besuchen. Schon begrüßt uns ein netter Italiener in seinem Delikatessengeschäft mit Salami und Parmesanproben. Er empfiehlt uns das kleine Restaurant nebenan. Schon bald sitzen wir mit Jutta und Hans-Peter am kleinen Tisch und genießen Saltimbocca, Pasta und natürlich den guten Hauswein.

Am nächsten Tag ist Markttag in Luino. Mit dem Schiff fahren wir bei strahlend blauem Himmel über den Lago Maggiore. Was gibt es schöneres, als in Italien über die Märkte zu bummeln. Wunderschöne Produkte aus Olivenholz, Kleidung, Schuhen, Taschen etc. Am Fischstand getrockneten Baccala (Stockfisch) aus Norwegen und nebenan mit Liebe gemachte Hamburger und leckere Spanferkelpanini…mhhh! Das Leben ist schön!

Trüffelmesse in Alba

Am nächsten Tag geht’s weiter Richtung Alba ins Piemont. Hier lockt uns die Trüffelmesse. Inzwischen fahren wir in einer Gruppe aus 3 Reisemobilen hinter einander her. Der Campingplatz in Alba ist unser Ziel. Gemeinsam freuen wir uns auf das Gourmetwochenende in Alba, denn wir sind schon kleine Gourmets.

Es ist Freitag. Jutta, Hans-Peter, Wanda und Mirek fahren mit den Rollern los. Sie möchten nach Bra. Kurt und ich radeln Richtung Altstadt. Die Luft duftet nach gerösteten Haselnüssen. Ferrero läßt grüßen. Von 100 geernteten Haselnüssen weltweit landen 15 in Alba und werden von Ferrero verarbeitet. Morgen wird die Trüffelmesse eröffnet. Wir bummeln durch die kleinen Gassen der Altstadt und schnuppern an den weißen und schwarzen Trüffeln, die einen wahnsinnigen Duft ausstrahlen. Unter wunderschönen Glasglocken werden sie angeboten und warten auf Käufer, die für 100 Gramm 250 Euro bezahlen werden.

Der ganze Ort ist Delikatesse pur, aber es gibt auch tolle Designermode und wir schlagen zu. Wir kaufen einen Poncho und zum Abschluss dazu passend einen senffarbenen Hut. Das muss jetzt sein! Wir bummeln zum Markt. Hier ist ein Stand von Slow Food, der Organisation, die sich dem guten Essen verschrieben hat. Und das bestätigt sich wieder einmal. Es gibt leckere Tajarin-Nudeln aus der Osteria Boccondivino in Bra. Wir entdecken einen kleinen Stand mit Weinen der Region. Die sympathische Inhaberin, die perfekt deutsch spricht, bietet auch Boxen mit 5 Litern an. Die sind natürlich genial fürs Wohnmobil. Aber wir laufen doch nicht mit 5 Liter Bags durch die Stadt. Dafür finden wir später eine bessere Lösung!

Am nächsten Tag beginnt die Trüffelmesse. Gemeinsam mit unseren Freunden vom Carthagokreis kaufen wir die Tickets und erhalten je ein Weinglas mit Halterung, um es um den Hals zu hängen.

Die Trüffelmesse ist der Wahnsinn! Ein Duft liegt in der Luft. Alles was der Gourmet sucht, gibt es hier in exzellenter Qualität. Salami mit Fenchel, Trüffel oder Knoblauch. Haselnüsse, so was von gut! Und dann die Trüffel-Sucher, die absolut stolz sind auf ihre Suchergebnisse. 5 Gramm 20 Euro, 13 Gramm 52 Euro. Es gibt Trüffelöl, Trüffelnudeln, Trüffelkäse. Nicht alles schmeckt uns, aber das zu sehen ist wirklich ein Erlebnis für die Sinne. Absolut zu empfehlen.

So viel Duft macht Lust aufs Essen. Wir gehen zurück in Richtung unserer Fahrräder und ergattern einen Tisch für 6 Personen. Hier endet unser Trüffelmessetag für Kurt mit Steinpilz-Pasta, Hans- Peter genießt Vitello Tonnato und bei mir sind Pasta mit schwarzen Trüffeln angesagt.

Am Sonntag ist Kräuter Markt in Alba. Klar, da radeln wir nochmal in die Altstadt. Und da gibt es alles zu kaufen, was an Gewürzen, Tees, Cremes und auch gewürzten Salami zu bekommen ist. Ein Wahnsinn! Vor dem Dom ist ein großes Zelt mit Auszubildenden Köchen. Die Jungen kneten und würzen den Hefeteig, verkaufen Grissini und Foccachia direkt aus dem Ofen. KÖSTLICH!

Unbeschreiblich, was hier alles angeboten wird. Wir probieren einen Fladen von Kichererbsenmehl aus dem Holzkohlegrill, sensationell lecker! Olivenöl von der Costa dei Fiori wird gekauft. Nun noch einen Espresso in einer Bar und wir verlassen den Mercato della Terra di Alba. Ach ja, weil alle sooo hungrig sind, hat Mirek auf dem Campingplatz die Würste auf den Grill gelegt und so lassen wir den Tag feuchtfröhlich ausklingen.

Es war wirklich grandios, dieses Wochenende in Alba! Nach all den Delikatessen fällt heute das Frühstück aus, denn ein weiterer Höhepunkt steht auf unserer Trüffelreise-Agenda.

Schlemmen in der Trattoria da Lele

Wir verlassen Alba und fahren ins Alta Langa, die bezaubernde Landschaft um Barolo. Jedes Dorf hat hier sein eigenes Schloss oder zumindest einen Turm aus der feudalen Vergangenheit. Die Langhe und Roero sind ein Gebiet des Weinanbaus und der gastronomischen Köstlichkeiten. Wenn man einmal von diesem reichhaltigen Angebot gekostet hat, wird man es kaum wieder vergessen. Um das zu testen, fahren wir ins kleine Bergdorf Murazzano, um in der Trattoria da Lele das Menu zu probieren.

Die schöne Landschaft ist leider wolkenverhangen und so stürmen wir direkt ins Gasthaus, wo bereits ein Feuer im Kamin lodert. Hier gibt es keine Menukarte. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Für uns sah das so aus:

Salami und Polenta, Vitello Tonnato, Geflügelsalat mit Ei vom Minihühnchen, Ziegenkäse mit Honig auf Rotweinzwiebelconfit, Gemüseküchlein und Raddichiotasche, Ravioli gefüllt mit Spinat in Salbeibutter, Spaghetti Bolognese, Rindergulasch in Barolosauce mit Weinsauerkraut, Kaninchen in Weissweinsauce, Panna cotta, Tiramisu, Maracujacreme.

Alles total köstlich, wirklich empfehlenswert. Silvana, uns hat es geschmeckt!

Stolz lässt sich die Köchin Silvana in ihrer Küche fotografieren. Grazie mille et arrivederci. Noch ein Selfie mit Elena und wir fahren gut gesättigt weiter durch die traumhafte Landschaft. Vorbei an gepflegten Weingütern und Dörfern, mit Schlössern, Burgen, alten Herrensitzen und Türmen, die regelrechte Schreine der Geschichte sind.

Im Wohnmobil kann man auch Wein lagern

Unser nächstes Ziel ist das Weingut der netten Winzerin, die wir in Alba kennen gelernt haben. So fahren wir durch den schönsten Teil des Piemonts über Barolo, vorbei an La Morra, das oben auf dem Hügel thront. Werfen einen Blick auf Castiglione Falletto, wo wir vor 3 Jahren auf dem Stellplatz waren und fahren zurück Richtung Alba nach Castagnito, zum Weingut Costa Catterina.

Antonella Coscia begrüßt uns ganz herzlich. Sie hat ein Agritourismo und davor einen großen Parkplatz, auf dem wir mit 3 Reisemobilen bequem parken können. Sie freut sich sichtlich, dass wir gekommen sind. Blitzschnell führt sie uns in die neue geschmackvolle Probierstube zur Weinverkostung. Es gibt 6 verschiedene Weine. Den weißen Arsivel, einen perlenden Moscato und Arneis. Danach die roten Dolcetto, Nebbiolo und den Barbera d`Alba.

Wir dürfen so viel probieren wie wir möchten, sollen uns wie zuhause fühlen. Dazu hat sie einen großen Teller mit Salamischeiben und einen Korb mit Grissini serviert. Stolz zeigt sie uns eine Collage, die ihren Mann mit Prinz Albert von Monaco zeigt, ein Kunde von Ihnen. Am nächsten Morgen kaufen wir natürlich Wein, besonders praktisch im 5 Liter Bag!

Weinmuseum in Barolo

Es ist regnerisch. Kurt und ich fahren nach Barolo ins Weinmuseum, während die anderen schon Richtung Acqui Terme starten.

Das Weinbaumuseum ist im Schloss von Barolo. Es zeigt zum Teil in abstrakter Form an einer langen Theke die Geschichte des Weins. Den Einfluss des Mondes, der Sonne, der Jahreszeiten und die Weingötter bis zur DNA des Weines. Während rundum auf den Feldern geerntet wird, wandern wir durch die Geschichte des Weines. Erleben die Zusammenhänge zwischen Wein, Kunst, Musik und natürlich Wein und Küche. Im unteren Stockwerk des Schlosses bewundern wir die historischen Räume mit dem schönen Mobiliar, bevor wir durch die Enoteka zum Ausgang kommen.

Es regnet und wir entschließen uns nach Aqui Terme zu fahren, um dort dann die Herbsttour ins Trüffel Paradies zu beenden.

Am nächsten Tag strahlt die Sonne vom Himmel. Aqui Terme ist ein historisch nettes Städtchen mit großen Villen, schönen Plätzen und lädt zu einem kleinen Stadtbummel ein. Es lockt ein Holzofen mit heißer Farinata. Aber bei all den Köstlichkeiten der vergangenen Tage muss jetzt mal wieder der eigene Kühlschrank geleert werden, denn ab Morgen beginnt eine neue Reise. Davon später mehr.

Also, fahrt mal hin, ins wunderschöne, gepflegte Piemont!

Marianne Pastwa-Hondong

Alba
Schwarze Trüffel